Wenn wir innerhalb von vier Wochen erst das Zwillingsmädchen und dann den Zwillingsjungen der Familie beisetzen müssen, dann lässt auch uns als Begleiter das nicht kalt.
Überhaupt lassen uns die Geschichten der Familien, die wir begleiten dürfen, nicht kalt.
Wir lassen uns berühren und das darf auch sein.
Trotzdem haben wir auch unsere Mechanismen und Möglichkeiten, um uns selbst zu schützen und nicht in die emotionale Falle zu tappen und letztendlich Betroffener und nicht mehr Begleiter zu sein.
Sonst könnten wir diese intensiven Begleitungen auf Dauer gar nicht durchhalten.
Als ich mich die Tage auf der Intensivstation bei den Schwestern für die gute Teamarbeit bedankte und mich verabschiedete, fragten sie mich: „Wie halten Sie das eigentlich aus?“
Da wollte ich eigentlich schon meine übliche Antwort geben, denn diese Frage begegnet mir immer wieder. Dann stutzte ich - wir sind hier auf der Intensivstation und die Schwestern dort haben jeden Tag mit dem Tod zu tun.
Ich zwinkerte ihnen zu und sagte: „Genau so, wie ihr eure Arbeit aushaltet!“
Es hat mich berührt, gegenseitige Wertschätzung für das Tun des anderen zu erfahren.
Professionelle Distanz hört sich immer so distanziert und gefühlskalt an - in Wirklichkeit ist es sich im Herzen berühren lassen mit dem (professionellen) Schutz, damit wir jeden Tag in der Lage sind, die Geschichten der Familien mit aushalten zu können, ohne selbst daran zu zerbrechen - so wie die Schwestern auf der Intensivstation.
Foto: Matthias Merkel