Es ist Samstagmorgen - 6.00 Uhr. Mein Wecker klingelt. Es ist noch
dunkel draußen. Alle anderen im Haus schlafen noch.
Ich stehe trotzdem auf, denn ich habe heute einen besonderen
Auftrag.
Ich ziehe mich an und mache mich fertig. Gestern Abend hatte ich noch
kurz vor Ladenschluss ein paar Rosen gekauft - extra in Gelb, damit sie zum Lieblingsfußballverein des Papas passen. Ich nehme noch die schöne silberne Schale und mache aus den Rosen
Blütenblätter.
Dann verlasse ich das Haus. Draußen ist es immer noch dunkel. Die ganze
Nachbarschaft schläft noch. Es ist ganz still.
Auf der Autofahrt kommen mir fast keine Autos entgegen. Auf dem
Parkplatz am Friedwald bin ich das zweite Auto. Das andere gehört einem Mann, der schon eine frühe Morgenrunde mit seinen Hunden läuft.
Ich stehe am Rande des stillen Waldes. Es ist immer noch dunkel und ich
denke mir: „Normalerweise würde ich mich hier bei Dunkelheit nicht alleine aufhalten!“
Ich höre, wie ganz langsam die ersten Vögel aufwachen und mit ihrer
Unterhaltung beginnen. Dann kommen zwei Jogger vorbei. Wir grüßen uns und sie laufen weiter. Der eine Jogger kommt zurück und wir stellen fest, dass wir uns kennen. „Sie sind doch Frau Rutz!“
fragte mich Stefan Rosemann, der Bürgermeister von Siegburg. Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir
uns gesehen hatten und wir verabreden uns dafür, zeitnah mal wieder ein gemeinsames Gespräch zu führen.
Jetzt kommt der Förster. Wir begrüßen uns und er erzählt mir, dass es
erst seit etwa zehn Minuten überhaupt hell genug ist, um in den Wald zu gehen. Wir warten noch auf die Eltern und machen uns dann gemeinsam auf zum gerade aktuellen
Sternschnuppenbaum.
Ich bin ja wirklich oft hier - diese Beisetzung ist auch schon die
vierte in diesem Monat. Aber dieser Baum ist ein ganz besonderer. Die Mamas der Kinder, die dort bereits ihre Ruhe gefunden haben, haben sich über facebook und unsere Rückbildungskurse ausfindig
gemacht und eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe gegründet und so sind sie im Herzen heute morgen alle mit den Eltern am Bäumchen, um dort ihren kleinen Sohn zur letzten Ruhe zu
begleiten.
Es ist bewegend und berührend, liebevoll und friedlich. „Es ist richtig,
dass wir diesen Platz gewählt haben! Danke, dass wir durch dich die Sammelbestattung noch rückgängig machen konnten!“
Es ist friedlich in meinem Herzen, als ich wieder zuhause ankomme. Alle
schlafen noch.
Ich bin dankbar für diesen besonderen Start in den Tag und ins
Wochenende. Nicht jeder hat das Glück, ihn so starten zu dürfen wie ich an diesem Tag!